Von Blütenduft und Sonnenschein

28.08.202319:30 UhrVon Blütenduft und Sonnenschein
Stavenhagenhaus
Sommer von Gustav Falke

„Von Blütenduft und Sonnenschein“ lautet eine Zeile aus dem Gedicht „Sommer“ von Gustav Falke und ist für uns Leitgedanke für das Konzept des diesjährigen Sommerkonzerts: Musikerinnen und Musiker aus Groß Borstel gestalten ein Sommerkonzert mit Werken Hamburger Komponistinnen und Komponisten. Im Mittelpunkt steht Lyrik des Dichters Gustav Falke.

Gustav Falke, geboren am 11. Januar 1835 in Lübeck, lebte von 1904 bis zu seinem Tod 1916 in der Brückwiesenstraße 27 in Hamburg Groß Borstel. In ihrem Künstlerporträt über Gustav Falke schrieb Dr. Birgit Pflugmacher im Buch Künstlerkolonie Groß Borstel, 2020, S. 63-72):

Auf einer Parzelle des einstigen Bauernhofs der Familie Warncke, die von 1602 bis 1878 dort gelebt und gearbeitet hatte, … ließ Falke eine Villa errichten, die heute – zwar etwas verändert – noch steht. Er verwandelte die grüne Wiesenwildnis in einen blühenden Garten, wie er dem Leser in der Geschichte seines Lebens überlieferte:
In Groß Borstel … baute ich mir ein Haus. Ein schmaler Streifen Wiesenland war urbar zu machen; … jedes Sträuchlein musste gepflanzt werden, sollte sich die grüne Wiesenwildnis in einen Garten verwandeln. Wege wurden gezogen, Beete angelegt, ein Teich ausgehoben, und es entstand ein freundliches Besitztum, das die darauf verwendete Mühe vielfältig lohnte. …
Hier draußen ist Friede und Stille, ein weiter Himmel, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, alle Jahreszeiten im sanften Wandel, hier war helles Grün des Sommers und leuchtender Schnee des Winters, war der violette Geist des erwachenden Frühlings und waren die tausend Farben des noch einmal beim lauschenden Abschiedsfestes aufjubelnden Herbstes; …
Gustav Falke bekannte sich dazu, seine früher so feine Lyrik der Realität entzogen zu haben, denn es gab einen Gegensatz von Leben und Kunst. Vor der harten Wirklichkeit des Alltags floh Falke immer wieder in die ländliche Stille Groß Borstels, in seinen Garten und vor allem in sein Dichterreich.

Vertonungen seiner Gedichte von Alban Berg, Paul Dessau, Alma Mahler, Max Reger und Richard Strauss werden von der in Groß Borstel lebenden Sängerin Martina Hamberg-Möbius vorgestellt. Daneben erklingen Werke Hamburger Komponist:innen wie Ruth Schonthal, aber auch Johannes Brahms und Felix Mendelssohn. Deren Musik für Klavier und Violine werden von den ebenfalls in Groß Borstel ansässigen Musiker:innen Bogdan Dumitrascu, Violine, und dem Klavierduo Friederike Haufe Volker Ahmels vorgetragen. Der Pianist Gerd Jordan begleitet Martina Hamberg-Möbius und Bogdan Dumitrascu am Klavier. Das moderierte Programm ist eine Zeitreise durch zwei Jahrhunderte Hamburger Geschichte, die gerade in dem ehemaligen Herrenhaus des Frustbergparks, das heute wie vor 200 Jahren ein kulturelles Zentrum des Stadtteils ist, einen würdigen Rahmen findet.

Im öffentlichen Bewusstsein ist Groß Borstel eher bekannt für die ehemalige Sommerfrische vor den Toren Hamburgs oder die früheren Lustgärten Hamburger Kaufleute und Senatoren sowie für seine Lärm- und Verkehrsbelastung durch den Flughafen, Airbus und flughafennahes Gewerbe. Eher unbekannt ist, dass sich damals viele Künstlerinnen und Künstler angezogen fühlten durch den ursprünglichen dörflichen Charakter, die Sommerfrische und die Vorzüge des Landlebens. Gustav Falke war einer dieser bisher bekanntgewordenen 26 Künstlerinnen und Künstler, die seit 2022 in den zwei Bänden „Künstlerkolonie Groß Borstel“ umfassend porträtiert sind.

Denkmal Gustav Falke
Gustav-Falke-Denkmal in Groß Borstel (Foto B. Pflugmacher)

Gustav Falke zu Ehren und zur Erinnerung erhielt eine Straße in Hamburg-Eimsbüttel seinen Namen. In Groß Borstel steht nicht weit von seinem Wohnhaus entfernt im kleinen Herbst‘schen Park das Gustav-Falke-Denkmal des Bildhauers Ludwig Kunstmann (1877-1961). Dieser war Holz- und Steinbildhauer, kam 1910 nach Hamburg, wo er in den 1920er Jahren zu einem der erfolgreichsten Künstler wurde, was eine Vielzahl von Bauplastiken zeigt.

Im November 1952 hatte H. Geffert, der damalige Vorsitzende des Kommunal-Vereins von 1889 in Gross-Borstel - Gustav Falke war am 21.02.1912 als Mitglied aufgenommen worden - die Ehre, das Denkmal des Dichters und verstorbenen Borsteler Bürgers im Namen des Kommunal-Vereins der Öffentlichkeit zu übergeben. 1979 demolierten jedoch Unbekannte das Werk. Es dauerte vier Jahre, bis die Bevölkerung Groß Borstels das nötige Geld zusammengetragen hatte, um ein neues Falke-Denkmal aufstellen zu lassen. Vor uns steht heute von Grün umgeben ein hoher, schmaler und glatter Stein. Im oberen Teil ist in einem Relief zart und fein das Gesicht Gustav Falkes modelliert.

Mit diesem Sommerkonzert im Stavenhagenhaus soll das Wirken von Gustav Falke musikalisch gewürdigt und in Erinnerung gerufen werden.

Hans-H. Nölke