Hermann Claudius

(1878-1980) Dichter und Schriftsteller

Karl Bauer (1868-1942): Zeichnung Hermann Claudius
Karl Bauer (1868-1942): Zeichnung Hermann Claudius

Hermann Claudius kam am 19. Oktober 1878 in Langenfelde bei Altona als Sohn des Bahnmeisters der Altona-Kieler-Bahn Hermann August Claudius zur Welt. Er wurde Lehrer und arbeitete zunächst von 1900 bis 1916 in diesem Beruf. Dann erfolgte der Einzug in den Ersten Weltkrieg (1914-1918). Während des Krieges verfasste er kriegsbegeisterte, nationalistische Gedichte. Hier lernte er auch im Januar 1917 Hans Grimm (1875-1959) kennen, dessen Buchtitel „Volk ohne Raum” die nationalsozialistische Expansionspolitik treffend beschrieb. Die gemeinsame Kameradschaft führte zu einer lebenslangen Freund-schaft. Nach dem Ende des Krieges kehrte Claudius nach Hamburg zurück und arbeitete wieder als Lehrer. Aufgrund eines Motorradunfalles musste er mit 55 Jahren in die Frühpensionierung gehen (1933) und wählte nun den Beruf eines freien Schriftstellers. Hermann Claudius hatte 1904 Franziska, geb. Blaschka, geheiratet und bekam mit ihr vier Töchter. Die Familie Claudius lebte von 1908 bis 1912 in dem kleinen Haus am Warnckesweg 29 in Groß Borstel. In dieser Zeit entstand der erste und vielleicht bedeutendste Gedichtband „Mank Muern” in plattdeutscher Sprache (1912).

Während der Naziherrschaft entwickelte sich Claudius zu einem erfolgreichen Schriftsteller des Dritten Reiches. Er begeisterte sich für den Nationalsozialismus. Im Oktober 1933 war er einer von 88 deutschen Schriftstellern, die das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler” unterzeichneten. Seine Texte wurden häufig für propagandistische Zwecke eingesetzt und veröffentlicht. Nach dem Tod seiner Frau (1941) heiratete er die sehr viel jüngere Gisela von Voigt. Nach 1945 wurde Claudius in der Bundesrepublik weiterhin wertgeschätzt, sein Engagement im Dritten Reich schien Niemanden zu interessieren. So erhielt er weiterhin zahlreiche Ehrungen als anerkannter Schriftsteller und Dichter. Claudius lebte seit 1960 in Grönwohld bei Trittau, wo er auch starb. Zu seinem Tod kamen u.a. Beileidsbekundungen vom Bundespräsidenten Karl Carstens (1914-1992) und vom Bundeskanzler Helmut Schmidt. Die Presse war durch die auflagenstärkste deutsche Zeitung vertreten. Die Bild-Zeitung titelte am 10. September 1980: „Hamburgs größter Dichter stürzte – und starb in den Armen seiner Frau”, und sie verabschiedete ihn mit seinem letzten Gedicht.