Esther Bejarano
Seit 2018 war Esther Bejarano Ehrenmitglied in der Initiative Marcus und Dahl e.V..
Wir sind stolz, dass sie unser Angebot der Ehrenmitgliedschaft spontan und mit großer Bereitschaft angenommen hat.
Fast vierzig Jahre lang lebte Esther Bejarano im Brödermannsweg in Groß Borstel. Im Stavenhagenhaus war sie häufig
zu Gast, war aber auch Gastgeberin, wenn sie dort ihren Geburtstag feierte. Und sie war ihrem Stadtteil Groß Borstel
immer sehr verbunden.
Mit der Ehrenmitgliedschaft würdigen wir nicht nur die Musikerin Esther Bejarano, die mit ihren Bands „Coincidence“
und später „Microphone-Mafia“ in Deutschland, Europa und Übersee jiddische, Ghetto- und Widerstandslieder vortrug
und auf mehreren LPs und CDs veröffentlichte und die mit bekannten Kunstschaffenden wie Harry Belafonte,
Hannes Wader oder Eva Matthes auftrat.
Esther Bejarano war darüber hinaus eine unermüdliche Mahnerin gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus
und eine engagierte Friedensaktivistin. Und Esther Bejarano hat den Horror des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau
überlebt. Als Mitglied des Mädchenorchesters in Auschwitz hat sie mit ansehen müssen, wie die Menschen in den Tod
getrieben wurden. Ihr Engagement gegen das Vergessen bleibt für unsere Gesellschaft und insbesondere für die Jugend
von herausragender Bedeutung. In ihrem autobiographischen Buch „Erinnerungen“ (2013) hat Esther Bejarano die
Zeit der Shoah verarbeitet.
Esther Bejarano war seit 2008 Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der
Antifaschisten (VVN-BdA), die sich zur Aufgabe gemacht hat, in Schulen und Vereinen das Wissen über den Faschismus
und die Erinnerung an den Holocaust zu bewahren und zu stärken. Viele Jahre engagierte sich Esther Bejarano im
internationalen Auschwitz-Komitee, dem Zusammenschluss der Überlebenden des Holocaust und ihrer Organisationen und
gründete 1986 das Auschwitz-Komitee für die Bundesrepublik Deutschland. Bis kurz vor ihrem Tod mischte sich Esther
Bejarano in die Debatten um das Erstarken rechtsradikaler und antisemitischer Strömungen in Deutschland ein. Mit
ihrer Persönlichkeit und ihrem unermüdlichen Kampfgeist erreichte sie die Menschen, für die sie ein Vorbild an
Geradlinigkeit war. Dies zeigt sich auch in den zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen, die sie im Laufe der Jahre
erhalten hat. Dazu gehören das Verdienstkreuz erster Klasse (2008) und das Große Bundesverdienstkreuz der
Bundesrepublik Deutschland (2012) sowie die Ehrendenkmünze in Gold (2019), verliehen vom Hamburger Senat.
Esther Bejarano hat einmal gesagt:
„Den jungen Leuten sage ich: Ihr habt keine Schuld an dem, was passiert ist. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr
nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.“
Dieser Satz ist Vermächtnis und Mahnung für uns alle zugleich.
Am 10.07.2021 ist Esther Bejarano im Alter von 96 Jahren gestorben.
Wolf Lüders
Saal im Savenhagenhaus wird nach Esther Bajarano benannt
Auf Anregung der “Initiative Marcus und Dahl e.V.” hat der zuständige Ausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Nord im Februar beschlossen, den großen Veranstaltungssaal im Stavenhagenhaus nach Esther Bejarano zu benennen. Die Benennung erfolgt auf einer Gedenkveranstaltung am 08.07.22.
Nachruf Esther Bejarano
Nachruf auf der Gedenkseite des Auschwitz-Komitees
Am Sonnabend, 10. Juli 21 ist Esther Bejarano gestorben. Sie wurde 96 Jahre alt. Esther Bejarano war Ehrenmitglied der “Initiative Marcus und Dahl e.V.” und hat unsere Anliegen immer nachdrücklich unterstützt.
Esther Bejarano wird uns immer ein Vorbild sein mit ihrem Einsatz für Toleranz und Demokratie einerseits und gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus andererseits.
Esther Bejarano hat den Holocaust überlebt. Sie hat den Horror des Naziregimes erlebt. Sie hat gesehen, wie die Todeszüge zu den Gaskammern fuhren und wurde gezwungen, dies mit Musik zu begleiten.
Ihr ganzes Wirken seit vielen Jahrzehnten und bis in die letzten Wochen ihres Lebens war darauf gerichtet, mit ihren Erzählungen, ihrer Geschichte und ihrer Musik die Menschen und insbesondere die jungen Menschen zu erreichen und sie gegen das Vergessen zu stärken.
Wir verneigen uns vor Esther Bejarano und teilen die Trauer der Angehörigen. Wir werden sie nicht vergessen.
Mitgliederrundbrief „Zwischenruf“ Esther Bejarano
Liebe Mitglieder der Initiative Marcus & Dahl
Nicht jede*r hat abends um 22:15 Uhr noch den Fernseher angeschaltet. Vielleicht haben Sie aus diesem Grund die
„Tagesthemen“ im ARD-Fernsehprogramm am 27. Januar nicht gesehen. Dieser Tag ist seit 1996 ein Gedenktag für die
Opfer des Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 wurden die überlebenden Menschen aus dem Konzentrationslager
Auschwitz befreit. Aus Anlass dieses Tages hat Esther Bejarano in den Tagesthemen eine Ansprache gehalten. Esther
Bejarano ist Überlebende des Holocaust. Seit Jahrzehnten erhebt sie ihre Stimme gegen Antisemitismus, Rassismus und
Ausgrenzung. In ihrem beeindruckenden Aufruf fordert sie dazu auf, alles dafür zu tun, dass rechtsextremistische
Kräfte nicht noch einmal die Macht erlangen können. Dazu sei es vor allem wichtig, die Jugend zu gewinnen.
Esther Bejarano lebt in Groß Borstel und ist Ehrenmitglied unseres Vereins. Wir danken ihr für ihre klaren Worte. Wer
ihren „Zwischenruf“ gehört und gesehen hat, wird ihn mit Sicherheit in Erinnerung behalten.
Wir fügen die Ansprache von Esther Bejarano als Videoclip an, möchten uns allerdings für die eingeschränkte Qualität
entschuldigen. Sie ist dem Umstand geschuldet, dass die Datenmenge begrenzt werden musste.
Wir wünschen Ihnen/Euch alles Gute in diesen schwierigen Zeiten und hoffen, dass Sie gut durch die Pandemie kommen.
Ihr / Euer Heio Nölke
Gratulation an Esther Bejarano
Die Hermann-Maas-Stiftung, die an den evangelischen Theologen Hermann Maas (1877-1970) erinnern soll, vergibt alle vier
Jahre den Hermann-Maas-Preis an eine Person, die einen besonderen Einsatz zur Vermittlung zwischen den Religionen
geleistet hat. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an die 95jährige Groß Borstelerin Esther Bejarano, die den Horror
von Auschwitz überlebte. Seit Jahren kämpft sie gegen Rassismus, Ausgrenzung und Antisemitismus und hat sich durch ihr
politisches Engagement ausgezeichnet.
Hermann Maas wurde nach 1933 von den Nationalsozialisten wegen seines Einsatzes für die Versöhnung mit den Juden mit
Berufsverboten belegt und von der SA gezwungen, auf die Predigttätigkeit in Heidelberg zu verzichten. Unter Einsatz
seines Lebens verhalf Maas mehr als 1700 Menschen zur Emigration.
Dr. Birgit Pflugmacher
Geburtstag von Esther Bejarano
Herzlichen Glückwunsch!
Es ist schon ein außergewöhnlicher Anlass, den 94zigsten Geburtstag einer der faszinierendsten Bürgerinnen Groß Borstels feiern zu können, den von Esther Bejarano.
Das Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e. V. und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) hatten dazu für Sonnabend, 15. Dezember 2018, nach Hamburg-Groß Borstel in das Stavenhagenhaus eingeladen und ein umfangreiches Geburtstagsprogramm zusammengestellt.
Esther Bejarano ist eine zierliche, lebhafte und energiegeladene Person, die aufgrund der leidvollen Erfahrungen ihres Lebens nicht müde wird, gegen Faschismus, Diskriminierung und Fremdenhass ins Feld zu ziehen. Ihre Gäste, u. a. Peggy Parnass und Rolf Becker, feierten sie mit sehr persönlichen und nachdenklichen, aber auch mit musikalischen und fröhlichen Beiträgen, die die unterschiedlichen Abschnitte ihres Lebens wunderbar beleuchteten.
Zwei Vorstandsmitglieder der Initiative Marcus und Dahl e. V. (IMuD) haben der Jubilarin, die Ehrenmitglied der IMuD ist, herzliche Glückwünsche übermittelt und sie in einem Grußwort gebeten, gesund zu bleiben, damit sie noch recht lange gegen die in letzter Zeit aufkommende politische Rechtsbewegung in unserer Stadt, in unserem Land, ihre Stimme erheben kann.
Wollen Sie mehr über Ester Bejarano wissen oder möchten Sie sie einmal in einer Diskussion erleben, dann haben Sie dazu die Möglichkeit in der Veranstaltung „Gemeinsam gegen den Hass“ am Sonntag, 13. Januar 2019, 13 Uhr im Polittbüro, Steindamm 45.
Ulla Wolfram und Birgit Pflugmacher